17.12.2020 Jahresrückblick
Nichts ist in diesem Jahr „normal“. Die Corona-Naturkatastrophe hat die Menschen im Griff – weltweit. Unser Alltag folgt Regeln und Abläufen, die wir so nicht geplant haben. Ein Virus bestimmt unser Leben, und niemand weiß, wie lange noch. Zunehmend wachsen Zweifel und Unsicherheit, oft verbunden mit Gefühlen von Ohnmacht und Frust. Wie geht es weiter? Die Zukunft ist ungewiss.
Besonders betroffen sind Menschen, die es auch schon vor der Krise nicht leicht hatten, ihr Leben zu meistern. Nun sinken ihre Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe und das Risiko steigt, dass sie langfristig ausgegrenzt und abgehängt werden.
Seit der Gründung setzt sich unsere Stiftung für diese Menschen ein und hilft ihnen dabei, ihre Fähigkeiten zu entdecken: Schülerinnen und Schüler erhalten Orientierungshilfe zur Berufswahl und Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Wir begleiten junge Geflüchtete und helfen Alleinerziehenden und Langzeitarbeitslosen bei der Bewältigung der Herausforderungen, die ihr Alltag mit sich bringt.
In diesem Corona-Jahr haben wir vor allem unsere Bildungsprojekte ausgebaut: Die Stadt Gelsenkirchen bietet jetzt – ebenso wie Bielefeld, Essen und Aachen – an den Städtischen Berufskollegs das was geht!-Programm an und fördert junge Menschen beim Übergang in die Arbeitswelt. Das bisher auf Gütersloh beschränkte was geht!-Angebot für Realschülerinnen und -schüler kommt nun auch Jugendlichen in Rheda-Wiedenbrück und Steinhagen zugute. Erste Erfolge verzeichnet auch unser jüngstes Programm neustart: Über fünfzig Langzeitarbeitslose werden derzeit von mehreren Bildungspartnern für einen qualifizierten Arbeitsplatz geschult –dreizehn konnten die Umschulung bereits erfolgreich abschließen und neue Perspektiven für ihr Leben gewinnen.
Besonders bei denjenigen, die eine Ausbildung machen möchten, führt die Corona-Krise zu großen Verunsicherungen. Denn immer weniger Betriebe bieten Ausbildungsplätze an – auf Dauer eine Gefahr für den Fachkräfte-Nachwuchs. Es werden künftig massive Anstrengungen aller Verantwortlichen erforderlich sein, um diesem Trend entgegenzuwirken.
Wie die meisten Menschen haben wir auch in der Stiftungsarbeit gelernt, mit den Corona-Alltagsbedingungen umzugehen: mehr Homeoffice, digitale Kommunikation und Online-Alternativen – zum Bespiel im wir2-Programm für Alleinerziehende bei den Gruppenleiter-Schulungen, bei zahlreichen Initiativen für junge Geflüchtete des Programms angekommen in deiner Stadt sowie im hochform-Projekt für ausländische Akademiker. Und auch per Telefon halten unsere Mentorinnen und Mentoren den so wichtigen persönlichen Kontakt zu jedem einzelnen der Programm-Teilnehmenden aufrecht.
Parallel dazu haben wir uns in den Monaten der Entschleunigung intensiv mit dem Relaunch unserer Internet-Präsenz befasst. Jetzt können Sie sich über das Stiftungskonzept, über alle Projekte, Ansprechpartner und Details der einzelnen Programme, aktuelle Ereignisse, Kern-Themen etc. auf einem zusammengeführten Online-Auftritt informieren: unter www.walter-bluechert-stiftung.de. Schauen Sie doch mal vorbei!
Insgesamt machen natürlich auch uns die Corona-Einschränkungen zu schaffen. Es fällt schwer, auf persönliche Begegnungen zu verzichten. Deshalb freuen wir uns umso mehr, wie engagiert und einfallsreich sich unser Team dafür einsetzt, Verbindungen aufrecht zu erhalten und alternative Konzepte zu entwickeln. Jetzt erst recht! Denn in all unseren Projekten geht es darum, Menschen nicht fallen zu lassen, sondern ihnen Perspektiven aufzuzeigen: Chancen für die persönliche Entwicklung, für einen erfolgreichen Bildungsweg, für mehr gesellschaftlicher Teilhabe. Ohne Zuversicht und Hoffnung kann Zukunftsangst zu Depressionen und Traumata führen – eine Erkenntnis, die auch Untersuchungen zu unserem wir2-Projekt für Alleinerziehende belegen. Hoffnung hilft!
Jetzt ist Geduld ist gefragt. Politik und Wissenschaft tun sich schwer, den Ängsten der Menschen entgegenzuwirken. Von einer „neuen Normalität“ ist die Rede. Dabei steht fest: Die Corona-Krise ist eine Phase, die wir nur vorübergehend aushalten müssen. Die Pandemie wird enden. Ja, es wird wohl ein Marathon. Aber auch aus schlechten Aussichten lassen sich gute Einsichten gewinnen! Jeder kann dazu beitragen, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt nicht bröckelt – auch nach der Krise. Die neuen Impfstoffe sind mehr als ein Silberstreif am Horizont.
Im Namen des Vorstandes möchte ich allen Mitstreitern für den partnerschaftlichen Austausch danken, den wir in diesem Krisenjahr erleben durften. Danke auch für die Kooperationsbereitschaft und die verlässliche Zusammenarbeit – ob in den Projekten, mit den Kommunen, an den Schulen, bei den Bildungsträgern, in den Ministerien oder mit unseren Stiftungspartnern. Wir wissen das Vertrauen, das uns verbindet, sehr zu schätzen. So lässt es sich zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Wir wünschen ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage, einen guten Start in das neue Jahr – und viel Geduld.
Bleiben Sie gesund!
Ihr
Gunter Thielen