Krieg in Europa – ein Albtraum ist Wirklichkeit

Die ganze Welt schaut schockiert auf den eskalierenden Krieg in der Ukraine: Ein Albtraum ist Wirklichkeit geworden. Unzählige Menschen werden die Leidtragenden dieses Kriegs sein. Nach den Sorgen und Ängsten der zwei Corona-Jahre erleben wir nun auch noch die drohende Kriegsgefahr. Die Situation ist dramatisch – für uns alle.

Folgen der Angst

Der Krieg ist da, und wir sind mittendrin. Eine Tragödie. Ein Horror-Szenario, das schreckliche Realität geworden ist. Die Folgen treffen nicht nur die Kriegsparteien. Überall, auch in unserem Land, sind die Auswirkungen zu spüren – nicht nur die wirtschaftlichen. Auch hier wächst die Angst. Die Telefon-Seelsorge berichtet über alarmierende Zahlen von Hilfesuchenden.

Ja, wir fühlen mit, was die Menschen in der Ukraine erleben. Und so nehmen auch hierzulande psychische Belastungen zu: Ängste und Depressionen, Schmerzen und Schlafstörungen. Es besteht die Gefahr, dass dieser Krieg das grundlegende Sicherheitsgefühl der Bevölkerung massiv erschüttert – auch in unserer Gesellschaft.

Schleichende Traumatisierung

Dieser Krieg, das belegen wissenschaftliche Langzeitstudien, wird nicht nur die heute lebenden Generationen belasten. Es ist erwiesen, dass die Betroffenen ungewollt und unbewusst nicht nur die traumatisierenden Erlebnisse weitergeben; sie übertragen die nicht verarbeiteten Traumata auch an nächste Generationen.

Ob Verfolgung, Gewalt, der Tod von Angehörigen, Krieg, Vertreibung: Unverarbeitete Trauma-Erlebnisse beeinträchtigen Menschen in ihren emotionalen Wahrnehmungs- und Ausdrucksmöglichkeiten erheblich – überall auf der Welt. Fehlende mentale Resonanz, fehlende Empathie gegenüber den Mitmenschen sind die Ursache – und die Folgen.

Erholungspausen für die Psyche

Kann man gegen die schleichende Traumatisierung etwas tun? Ja, sagt die Wissenschaft. Resilienz, mentale Robustheit kann helfen, dass die seelische Gesundheit keinen Schaden nimmt. Das Psycho-Immunsystem lässt sich trainieren. Dadurch werden wir belastbarer und können künftig schreckliche Ereignisse besser abwehren. Dabei hilft eine gute Balance zwischen Anspannung und Entspannung, so die Experten.

Entscheidend für die innere Balance seien zum einen gesicherte Informationen – ein Problem in Fake-News-Zeiten! –, zum anderen Erholungspausen für die Psyche: Damit uns die belastenden Bilder vom Krieg und Leid nicht selbst traumatisieren, sollten wir abschalten und unsere Gedanken auf anderes lenken – beispielsweise auf unsere Mitmenschen und erfreuliche Alltags-Erlebnisse.

Und noch etwas erscheint erfolgversprechend: Fachleute weisen darauf hin, dass auch Bindungstrainings wie unser Stiftungsprogramm „wir2“ präventiv dazu beitragen können, seelischen Belastungen und drohenden Depressionen entgegenzuwirken.

Es hilft, etwas zu tun!

„Als ich diese Bilder von zerstörten Häusern und Mütter mit Kindern auf der Flucht sah, musste ich einfach etwas tun!“ – Das hören wir in diesen Zeiten immer wieder von Menschen, die helfen und ihre Solidarität zeigen. Demonstrationen gegen den Krieg, Spenden-Aktionen, die Organisation von Hilfsgütern, Transport- und Wohnraum-Angebote: Mitgefühl und Unterstützung für die Opfer des Krieges sind groß – nicht nur in Deutschlands Bevölkerung.

Grenzenlos ist auch der Einsatz der Menschen in den Nachbarländern der Ukraine: In Polen, Moldawien Slowenien, Rumänien und Ungarn versorgen Helferinnen und Helfer vor Ort unermüdlich den wachsenden Zustrom der Schutzsuchenden.

Wer hätte gedacht, dass dieser Krieg es schafft, Europa und die NATO-Verbündeten so schnell zum Schulterschluss zu bewegen?!

Mitgefühl und Solidarität

Corona, Naturkatastrophen, jetzt der Ukraine-Krieg: noch eine Krise, die unser Land und die gesamte Welt vor ungeahnte Herausforderungen stellt. Wir leiden mit den Betroffenen, die um ihre Angehörigen weinen, mit den Menschen, die ihr Zuhause verloren haben, mit den Müttern und Kindern, denen die Strapazen der Flucht und die Angst vor der Zukunft anzusehen sind.

Sie können sich auf unser Mitgefühl und unsere Solidarität verlassen. Gemeinsam werden wir ihnen beistehen und ihnen helfen, sich von Elend und Angst der Kriegserlebnisse und der Flucht zu erholen.

Mit unserem Flüchtlingsprojekt „angekommen in deiner Stadt“ sorgt unsere Stiftung bereits seit 2015 gemeinsam mit dem NRW-Schulministerium und einigen Kommunen dafür, dass jungen Zugewanderten der Start in der neuen Heimat leichter fällt: Maßgeschneiderter, an Biografie und Leistungsstand orientierter Unterricht, Start in eine Berufsausbildung bei kontinuierlicher Begleitung und Betreuung an einem festen und sicheren Ort gehören dazu. Erfahrungen, die sich auch für die Menschen nutzen lassen, die vor dem Krieg in der Ukraine zu uns geflohen sind.

Ein Hoffnungsschimmer

Wie lange wird der Krieg noch dauern? Das ist kaum absehbar. Und wer könnte den Krieg stoppen? Schwer zu sagen. Jedes Bemühen zählt – nichts darf unversucht bleiben.

Von Deutschlands erstem Reichskanzler Otto von Bismarck, der vor mehr als hundert Jahren mit seinen Kriegen und Reformen viel bewegt hat, soll der Satz stammen: „Lügen können Kriege in Bewegung setzen. Wahrheit hingegen kann ganze Armeen aufhalten“. – Ein Hoffnungsschimmer? Ja, ein Hoffnungsschimmer.

Ihr

Gunter Thielen