Neues Stipendium für Mediziner, die später aufs Land wollen: jetzt bewerben!

Gütersloh/Bonn, 23. April 2019 Medizinstudenten intensiv betreuen, unternehmerische Kenntnisse vermitteln und sie gezielt auf die Leitung einer eigenen Praxis vorbereiten: Mit diesem Konzept wollen die Deutsche Universitätsstiftung und die Walter Blüchert Stiftung einen Beitrag zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum leisten. Das dazu neu aufgelegte Stipendienprogramm „Medicus“ richtet sich an Studierende aus dem In- und Ausland, die einen Medizinstudienplatz an einer hiesigen Hochschule und Deutschkenntnisse auf C1-Niveau vorweisen können. Mit der Aufnahme in das Programm verpflichten sie sich, nach dem Studium eine ärztliche Tätigkeit auf dem Land zu übernehmen. Das Programm, das zum laufenden Sommersemester startet, stößt vor allem bei Studierenden mit Migrationshintergrund auf großes Interesse.

„Medizinstudierende, die sich eine spätere Tätigkeit in einer Praxis auf dem Land vorstellen können, sind herzlich eingeladen, sich bei uns zu bewerben“, sagt Cornelia Kliment, Geschäftsführerin der Deutschen Universitätsstiftung (DUS). Die Bewerbungsfrist läuft noch bis zum 3. Mai 2019. Das Alleinstellungsmerkmal von „Medicus“ ist, dass alle Teilnehmenden individuell durch einen fach- und studienortnahen Hochschullehrer als Mentor betreut werden. Darüber hinaus werden sie in Workshops zu Themen wie Digitalisierung, unternehmerischer Praxisführung im ländlichen Raum und Personalmanagement auf ihre künftige Tätigkeit vorbereitet: Sie werden persönlich gecoacht, erhalten Zugang zu wichtigen – auch ärztlichen – Netzwerken, Fachveranstaltungen und Fördersymposien und haben damit optimale Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt. Auch aktuelle Entwicklungen wie die Telemedizin oder die zunehmende Akademisierung nicht-ärztlicher Berufe spielten bei der Konzeption des „Medicus“-Stipendienprogramms eine Rolle. „In unseren Workshops zeigen wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern beispielsweise, wie ihnen der gezielte Einsatz moderner Technologien dabei hilft, Patienten auch ohne eigene Reisetätigkeit gut und intensiv zu betreuen“, so Kliment weiter.

Studenten mit Migrationshintergrund sind örtlich flexibler Allein in diesem und im nächsten Jahr gehen rund 50.000 niedergelassene Ärzte in den Ruhestand. Damit verschärft sich die ohnehin schlechte medizinische Versorgung in ländlichen Gegenden Deutschlands weiter. „Landärztemangel und Klinikschließungen, aber auch der zunehmende Erfolg von Parteien und Strömungen am Rande des demokratischen Spektrums haben uns sehr beschäftigt, als wir im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Deutschen Universitätsstiftung darüber nachgedacht haben, was wir gegen die wachsenden Kluft zwischen Stadt und Land tun können“, so Professor Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender der Walter Blüchert Stiftung. Das „Medicus“-Konzept richtet sich deswegen gezielt an Studentinnen und Studenten, für die eine spätere Tätigkeit auf dem Land infrage kommt. Für viele von ihnen – etwa Studierende aus dem arabischen Raum – ist das Konzept nicht ungewöhnlich: In ihrer früheren Heimat ist es durchaus üblich, nach Abschluss eines Medizinstudiums für mehrere Jahre in schwächer besiedelten Gebieten zu praktizieren. „Angehende Mediziner, die in attraktiven Städten wie München oder Heidelberg studiert haben, sind schwer für eine Praxisübernahme auf dem Dorf oder in einer Kleinstadt zu gewinnen“, weiß Cornelia Kliment. „Ein junger Syrer dagegen sieht das ganz anders: Der ist regional offen und freut sich, später seinen Traumberuf ausüben zu können.“ In Bayern oder dem Saarland gibt es auf Landesebene bereits vergleichbare Initiativen gegen den Landarztmangel: Dort werden Bewerber, die sich entsprechend verpflichten, bei der Studienplatzvergabe bevorzugt beziehungsweise sie erhalten eine finanzielle Förderung.

„Medicus“ bereitet gezielt auf die Praxisübernahme vor: „Wir sind sicher, dass die Teilnehmer die besten Chancen haben, später eine erfolgreiche Praxis zu betreiben“, so Gunter Thielen. „Dazu trägt nicht nur die intensive und zielgerichtete Vorbereitung bei, sondern auch die große Offenheit dieser jungen Menschen, die ihrem Gastland gerne etwas zurückgeben möchten.“ Um kurzfristig geeignete Bewerber für das Sommersemester zu rekrutieren, hatte die DUS zu Jahresbeginn zunächst Medizinstudierende angesprochen, die bereits in andere Programme der Stiftung eingebunden waren. Dazu zählt etwa das Stipendienprogramm „Tandem“, in dem der Großteil der Stipendiaten Migrationshintergrund hat. Neben einem Studienplatz in Medizin in Deutschland müssen die „Medicus“-Bewerber Deutschkenntnisse auf C1-Niveau sowie eine adäquate Finanzierung, beispielsweise durch BAFÖG, nachweisen. Die Förderung umfasst außer Büchergeld und einer Reisekostenerstattung keine finanzielle Unterstützung. Gemeinsam mit der DUS betreibt die Walter Blüchert Stiftung bereits seit einigen Jahren das „hochform“-Stipendienprogramm, mit dem Akademiker aus Kriegs- und Krisengebieten dabei unterstützt werden, in Deutschland ein naturwissenschaftliches Studium abzuschließen und einen qualifizierten Arbeitsplatz zu finden.

Interessentinnen und Interessenten richten ihre Bewerbung bitte bis zum 3. Mai 2019 an kliment@deutsche-universitaetsstiftung.de. Die Unterlagen sollten ausschließlich elektronisch übermittelt werden und in einer pdf-Datei zusammengefasst folgendes beinhalten: ·

  • Motivationsschreiben (max. eine Seite), in dem auf die Erwartungen an das Stipendium eingegangen wird
  • Tabellarischer Lebenslauf (max. 2 Seiten)
  • Immatrikulationsbescheinigung
  • Sprachnachweis C1 (oder Äquivalent DSH/TestDaF)

Weitere Informationen: www.hochschulverband.de/tandem010.html#_
Weitere Informationen zu „hochform“: www.walter-bluechert-stiftung.de/projekte/strategische-projekte/hochform/