Bildung in der Pandemie: Die Sorgen wachsen – Ideen sind gefragt.

11.02.2021 Zwischenruf von Prof. Dr. Gunter Thielen

Bildung hat Priorität! Das Mantra der Politik begleitet uns seit den Schulschließungen zu Beginn der Covid19-Pandemie. Stimmt. Niemand widerspricht. Aber Lockdown, geschlossene Kitas, Homeschooling machen Kindern und Eltern zunehmend zu schaffen. Experten warnen: Die Corona-Krise verschärft die bereits bestehenden ungleichen Bildungs-Chancen.

Die Schere öffnet sich weiter

Herkunft, Elternhaus und soziales Milieu bewirken deutliche Unterschiede in den schulischen Kompetenzen der Kinder. In Deutschland wachsen die allermeisten Kinder in soliden und gesicherten Verhältnissen auf –  behütet, gewaltfrei, reich an Anerkennung. Aber rund 20 Prozent leben in Armut, haben zuhause keinen Computer oder kein eigenes Zimmer, werden allein gelassen, erfahren Gewalt. Durch die Corona-Maßnahmen öffnet sich die Schere weiter: Im günstigsten Fall werden Kinder und Jugendliche über Wochen mit digitalem und analogen Arbeits- und Lernmaterial versorgt. Im ungünstigsten Fall vertreiben sie sich die Zeit mit Fernsehen, Computerspielen und sozialen Medien.

Erste empirische Studien, beispielsweise durch das Münchener ifo Wirtschaftsforschungsinstitut, zeigen, dass sich im Vergleich zum Regelbetrieb die Lern- und Arbeitszeiten der Schülerinnen und Schüler halbiert (!) hatten.

Ideen für mehr Chancengerechtigkeit

„Benachteiligte Kinder brauchen jetzt mehr Lernzeit“, sagt der Kieler Bildungsforscher Olaf Köller und fordert Ideen, die zusätzliche Lernzeit für diese Kinder und Jugendlichen bereitstellen. Qualitativ hochwertige Angebote – sei es an Nachmittagen, Wochenenden oder in den Ferien – könnten, so Köller, größere Erfolge erzielen als beispielsweise die bloße Existenz eines Tablets im Haushalt.

Richtig! Diese Erfahrungen haben wir in der Walter Blüchert Stiftung auch in unserem Flüchtlings-Projekt angekommen in deiner Stadt gemacht. Die Jugendlichen erhalten dort nachmittags und auch in den Schulferien Unterrichts- und Nachhilfeangebote, die gerne genutzt werden.

Hilfreich für weniger privilegierten Kinder und Jugendlichen ist auch – das belegen unsere Projekte –die persönliche Begleitung durch engagierte Mentoren. Das zeigt sich insbesondere bei unserem was geht! -Programm für Abschlussklassen an Realschulen und Berufskollegs und auch bei dem Unterstützungsprojekt durchstarten in die Ausbildung, wo ehrenamtliche Mentoren angehende Azubis unterstützen.

Kooperationsangebot

Unsere Projekterfahrungen geben wir gern weiter. In Nordrhein-Westfalen kooperieren wir bereits mit zahlreichen Kommunen und Bildungsträgern. Und wir würden uns freuen, wenn wir auch weitere Partner begeistern und für eine Zusammenarbeit gewinnen könnten.

Ihr
Gunter Thielen