Zwischenruf: Azubis – Fachkräfte für die Zukunft

Unser Mentor Rainer Dohle, der Jugendliche im Projekt durchstarten in die Ausbildung unterstützt, macht sich Sorgen um seine Schützlinge. Das Lehrstellenangebot ist in der Pandemie erheblich zurückgegangen, sagt er, Praktika fehlen, und digitale Präsentationen im Internet können den persönlichen Kontakt nicht ersetzen.

Vor allem diejenigen, die einen Ausbildungsplatz suchen, und die Abschluss-Klassen sind betroffen. Fehlende Chancen, fehlende Perspektiven. Zukunftsängste statt Zuversicht. Von Bildungsgerechtigkeit keine Spur. Es droht die Gefahr, dass durch die Pandemie mehr Schülerinnen und Schüler als je zuvor verloren gehen. Dabei brauchen wir gut ausgebildete Arbeitskräfte – vor allem Fachkräfte.

Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen

Seit dem Jahr 2009 hat der Fachkräftemangel in Deutschland erheblich zugenommen. Im 1. Quartal 2020, dem letzten Quartal vor der Corona-Krise, beeinträchtigte er die Geschäftstätigkeit von knapp 30 Prozent der Unternehmen hierzulande.

Es liegt auf der Hand: Das Fehlen qualifizierter Arbeitskräfte wird die Wertschöpfung und das künftige Wirtschaftswachstum erheblich ausbremsen. Die wichtigste Ressource der Wirtschaft sind nun mal Menschen – also die Arbeitskräfte. Fehlen sie, wird es zunächst heikel für Unternehmen, die ihre Dienstleistungen irgendwann nicht mehr erbringen können, und damit letztlich bedrohlich für die ganze Volkswirtschaft.

Chancen eröffnen!

Ich appelliere an die Vernunft und Weitsicht der Wirtschaft: Bilden Sie aus! Stellen Sie Ausbildungsplätze zur Verfügung! Bieten Sie Praktika an, damit  Sie die jungen Menschen kennenlernen können, die sich für Ihr Unternehmen interessieren! Geben Sie den Corona-Jahrgängen eine Chance – auch in Ihrem eigenen Interesse!

Die Walter Blüchert Stiftung unterstützt mit dem Projekt durchstarten in die Ausbildung Jugendlichen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz und hilft Schülerinnen und Schüler mit dem Programm was geht! Rein in die Zukunft beim Schulabschluss und bei der beruflichen Orientierung.

Auch eine groß angelegte „Bildungsoffensive“ der Politik ist vielversprechend, die Azubis besser auf eine digitalisierte Arbeitswelt vorbereiten und ihnen ermöglichen will, die Ausbildung zu bekommen, die sie für das Digitalzeitalter benötigen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat bereits eine entsprechende Strategie erarbeitet.

„Die Ungleichheiten im Bildungsbereich haben sich durch die Pandemie verstärkt – einige Schüler sind weiter zurück als andere. Diese Lücke zu schließen, ist ein zentrales Anliegen der politischen Entscheidungsträger*innen“, betonte Ministerin Anja Karliczek beim G20-Treffen am 22. Juni 2021. Die Bildungsminister*innen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer setzen sich ein für mehr Bildungsgerechtigkeit – insbesondere in und nach der Pandemie.

Je mehr Mitstreiter unserer Jugend Chancen eröffnen, desto größer der Gewinn für unsere Gesellschaft.

Fachkräfte von morgen gewinnen

„Der Fachkräftemangel wird für Deutschland zum Umsatz-Killer!“ „Bis 2030 fehlen drei Millionen Fachkräfte!“ Ich zitiere deutsche Medien. Die Warnungen sind nicht grundlos; erste Engpässe – zum Beispiel in der Pflege, Medizin, im Handwerk und in technischen Berufen – sind bereits spürbar.

Ohne ausreichendes Gegensteuern kann das Wirtschaftswachstum auf Dauer geschwächt werden, und das Abtragen der Folgelasten der Corona-Krise sowie Investitionen in die Digitalisierung und den klimaneutralen Umbau der Wirtschaft würde erheblich erschwert – so das KfW-ifo-Fachkräftebarometer.

Deshalb braucht Deutschland nicht nur Zuwanderung: 200.000 Migranten pro Jahr, so die Hochrechnungen. Aber vor allem brauchen wir Ideen und Initiativen, um mehr Fachkräfte zu gewinnen. Mehr Ausbildungsplätze. Förderprogramme – wie unsere Angebote durchstarten in die Ausbildung und was geht! Auch Projekte, die Langzeitarbeitslosen eine Qualifizierung ermöglichen – wie unser Programm neustart. Und attraktive Modelle für Teilzeitkräfte, damit sie ihre wöchentliche Arbeitszeit verlängern können – zum Beispiel ergänzende Kinderbetreuung für Alleinerziehende (siehe unser Modell-Projekt „Sonne, Mond und Sterne“ mit dem VAMV NRW), sowie für Menschen im Rentenalter, die arbeiten wollen.

Ich würde mich freuen, wenn sich Gleichgesinnte finden, die diese Vorhaben unterstützen und sich zusammen mit unserer Stiftung engagieren.

Ihr

Gunter Thielen