Gunter Tielen stellt neue Stiftung vor

Gütersloh, 18.03.2013 – Straßenkinder, Flüchtlingskinder, Kinder aus Problemumfeldern – das sind die neuen Themen, mit denen sich der langjährige Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende bei Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung in Zukunft beschäftigen wird. „Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst heutzutage in prekären Verhältnissen auf“, sagte Thielen in seiner neuen Funktion als Vorstandsvorsitzender der Walter Blüchert Stiftung, die er gemeinsam mit der Stellvertretenden Vorsitzenden Ingrid Kramer heute in Gütersloh vorgestellt hat. „Im Klartext heißt das: Not und Armut für ein Fünftel unserer zukünftigen Gesellschaft.“ „Diesen Kindern und Jugendlichen wollen wir langfristig helfen, Barrieren zu überwinden“, betonte Thielen. „Über die bewährten Projekte erfahrener Partner wie z.B. der Stiftung der Deutschen Wirtschaft soll unsere Hilfe direkt ankommen. Aber wir wollen Projekte auch weiter entwickeln und als Best Practices verbreiten. Dadurch will die Walter Blüchert Stiftung gesellschaftspolitische Impulse geben und wegweisend aufzeigen, dass aus Chancen für den Einzelnen nachhaltiger Gewinn für die Gemeinschaft entstehen kann.“ Die Walter Blüchert Stiftung hat den Auftrag, Menschen in Not, am Rande der Gesellschaft, und in schwierigen Umbruchsituationen schnelle und direkte Hilfe zukommen zu lassen.Dazu werde es zukünftig auch Projekte beispielsweise für Alleinerziehende oder alte Menschen geben, sagte Thielen.

Als herausragender Kenner wirtschaftlicher und zivilgesellschafIicher Zusammenhänge wurde Thielen von dem 2007 verstorbenen Verleger und Finanzmakler Walter F. Blüchert damit beauftragt, die Stiftung aufzubauen. Ein kleiner Stab von vorerst fünf Personen soll mit einer Reihe von Externen dafür sorgen, dass die Hilfe direkt und ungeschmälert ankommt. Mit einem Stiftungsvermögen von mehr als 200 Millionen Euro gehört die Walter Blüchert Stiftung aktuellen Zahlen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zufolge zu den rund 30 finanzstärksten der knapp 20.000 Stiftungen in Deutschland. Jährlich, so Thielen, soll ein höherer einstelliger Millionenbetrag in die Finanzierung von Förderungen fließen. Damit sei es möglich, nicht nur schnell und direkt, sondern zudem für den Einzelnen und die Gesellschaft wegweisend und nachhaltig zu helfen. „Wir unterstützen zum Beispiel die SchlaU-Schule, die sich um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kümmert“, sagte Thielen. „Diese jungen Menschen habe oft schlimme Traumata erlebt und kaum eine Chance, sich hier erfolgreich zu integrieren. Durch unsere Hilfe bekommen sie in nur zwei Jahren nicht nur einen Hauptschulabschluss, sondern auchAnschluss an das Leben, die Kultur und die Gesellschaft. Wir wollen solche Schulen nun in mehreren Städten in Deutschland etablieren. Das implizite Signal an die Politik ist, dass wirksame Einzelhilfe dem gesamten Gemeinwesen zugute kommen kann. Optimal wäre es, wenn wir dadurch viele staatliche und zivilgesellschaftliche Förderer und Nachahmer finden könnten.“

Aktuell engagiert sich die Walter Blüchert Stiftung in folgenden Projekten:

„Zeig, was Du kannst!“:
Mit diesem Programm, das die Stiftung der Deutschen Wirtschaft in den Städten Düsseldorf, Bremen, Berlin und München anbietet, werden sozial und wirtschaftlich benachteiligte Hauptschüler beim Erwerb ihres Schulabschlusses und beim Übergang in das Berufsleben unterstützt. Eine Ausweitung des Engagements wird geprüft.

„Balu und Du“:
In diesem ehrenamtlichen Patenschafts-Projekt kümmern sich junge Studierende ein Jahr lang um benachteiligte Grundschüler aus bildungsfernen Familien. Die Freundschaften der MentorInnen tragen bei den Kindern zur Stabilität im Alltag und zu mehr Selbstvertrauen bei. Es wurde wissenschaftlich belegt, dass dadurch auch längerfristig Stress abgebaut und die Konzentrationsfähigkeit gesteigert werden kann.Die Walter Blüchert Stiftung unterstützt die bundesweite Ausbreitung des Programms.

„SchlaU-Schule“:
Das Münchener Bildungsprojekt verhilft minderjährigen, unbegleitetenFlüchtlingskindern durch schul-analogen Unterricht zu anerkannten Schulabschlüssen. Für dieses Projekt überlegt die Walter Blüchert Stiftung ebenfalls eine Ausweitung.

„Justus Delbrück Haus“:
An der polnischen Grenze, im ehemaligen Bahnhof Jamlitz, entsteht in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Verein Karuna/Berlin eine Auffang- und Demokratiebildungsstätte für drogenabhängige Jugendliche. Erklärtes Ziel ist es, mehrgesellschaftliche Teilhabe zu erreichen.

„Hilfe ist oft in Situationen des Umbruchs oder des Übergangs erforderlich“, sagte die Stellvertretende Vorsitzende Ingrid Kramer, die Thielen bereits über viele Jahre bei der Bertelsmann AG und Bertelsmann Stiftung begleitet hat. „Beispiele sind der Wechsel von der Hauptschule in den Beruf, der Schulstart in der Grundschule, der Neubeginn als Flüchtlingskind in Deutschland oder der Ausstieg aus der Drogensucht. Für die Walter Blüchert Stiftung gibt es keine Berührungsängste bei kontroversen Themen und keine politischen Zwänge.“ Die Walter Blüchert Stiftung hat ihre Tätigkeit offiziell im vergangenen Jahr in Gütersloh aufgenommen. Den hauptamtlichen Vorsitz konnte Gunter Thielen nach seinem satzungsbedingten Ausscheiden aus der Bertelsmann SE & CO. KGaA und der Bertelsmann Stiftung 2012 antreten.

Prof. Dr. Gunter Thielen
Ingrid Kramer
„Zeig, was Du kannst!“-Aufnahmeveranstaltung der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, Berlin 21.02.2013: Von links: Sercan Bulazar, Refija Neziri, Prof.Dr. Gunter Thielen.