Jahresrückblick 2022 – Hoffnung schenken

Erst Corona, dann der Ukraine-Krieg, jetzt die steigenden Energie-Preise und Lebenshaltungskosten: In diesem Jahr fällt es vielen nicht leicht, die Adventszeit unbeschwert zu genießen. Das aktuelle Weltgeschehen stellt insbesondere junge Menschen vor große Herausforderungen. Die Überlagerung von Krisen strapaziert zunehmend die psychische Gesundheit der jungen Generation. „Deutschlands Jugend im Dauerkrisen-Modus“ heißt es in der Trendstudie 2022.

Wege aus der Krise, Zukunftsperspektiven für Menschen – darum geht es in unserer Stiftungsarbeit. Die Walter Blüchert Stiftung konnte in diesem Jahr auf ihr zehnjähriges Bestehen zurückblicken. Seit dem Start 2012 kamen unsere Stiftungsprogramme bisher weit mehr als 10.000 Menschen zugute.

Herausforderungen der Corona-Zeiten

Nachweislich spürbar sind die Corona-Lockdown-Folgen bei Grundschulkindern. Deshalb haben wir in Kooperation mit dem Amt für Schule bzw. der Regionalen Schulberatungsstelle der Stadt Bielefeld das neue Projekt „gut:gehen – Du kannst mehr!“ entwickelt. Hier bieten Theaterpädagog*innen Kindern der zweiten bis vierten Klasse Unterstützung an, so dass die Kleinen nach den Pandemie-Einschränkungen wieder mehr Grundvertrauen, Lebensfreude und Stabilität gewinnen. Wir gehen davon aus, dass dieses Programm langfristig fester Bestandteil der Projektportfolios sein wird, damit es den Kindern wieder gut geht und sie einen besseren Start in die Zukunft haben.

Mehrere Programme haben wir in der Corona-Zeit ausgebaut und weiterentwickelt. Das Projekt was geht! Rein in die Zukuntf“ beispielsweise leistet berufliche Orientierungshilfe beim anstehenden Schulabschluss: Unsere Mentorinnen und Mentoren unterstützen die jungen Menschen dabei, Perspektiven für ihre Zukunft zu entdecken. Nach den Anfängen in Gütersloh fördern wir nun auch Jugendliche an mehreren Realschulen in Ostwestfalen sowie – gemeinsam mit der Beisheim-Stiftung – Schülerinnen und Schüler der Internationalen Förderklassen der Berufskollegs in der StädteRegion Aachen, in Bielefeld, Essen und Gelsenkirchen.

Im Lehrstellen-Vermittlungsprojekt „durchstarten in die Ausbildung“ nehmen drei ehrenamtliche Mentoren angehende Azubis unter ihre Fittiche, die wenig Chancen haben, einen Ausbildungsplatz zu finden. Dazu unterstützen wir mit Ausbildungsbeihilfe. In der Pandemie war nicht nur der Kontakt zu den Jugendlichen erschwert, sondern auch die Zusammenarbeit mit den Ausbildungsbetrieben. Unser Dank gilt allen, die sich unermüdlich dafür eingesetzt haben, dass die jungen Menschen nicht aufgeben und durchhalten, wenn es schwierig wird.

Mut machen soll auch das wir2-Elterntraining. Wir setzen uns weiterhin dafür ein, dass möglichst viele belastete Alleinerziehende – Mütter und Väter – die Chance erhalten, wieder Lebensmut zu fassen und einen Weg aus der Krise zu finden.

Dass das funktioniert, konnten die Recherchearbeiten für unser Buch belegen, das wir gemeinsam mit dem Journalisten Rocco Thiede herausgegeben haben: „Lasst uns nicht allein!“ Die Rückmeldung der Teilnehmenden sowie der wir2-Experten bestätigt die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation: Unser Bindungstraining wir2 wirkt. Es trägt dazu bei, dass Alleinerziehende trotz Mehrfachbelastung, wieder positiv in die Zukunft blicken können – und zwar nachhaltig.

Orientierungshilfe und Perspektiven für die Zukunft

Jedes unserer Programm-Angebote hat das Ziel, das Selbstvertrauen der Teilnehmenden zu stärken, ihnen Orientierungshilfe anzubieten und Chancen aufzuzeigen für den Weg in die Zukunft.

Im Projekt „angekommen in deiner Stadt“ fördern wir seit 2015 junge Geflüchtete und Zugewanderte: derzeit in Bielefeld, Dortmund, Essen und im Kreis Recklinghausen. Auch Jugendliche, die aus der Ukraine kommen, profitieren von dem Integrations-Angebot, das wir gemeinsam mit dem NRW-Schulministerium und den Kommunen umsetzen. Das Programm vermittelt Sprachförderung, außerschulische Aktivitäten – vom Fußball-Training bis zum Kochkurs –, Kontakte zu Betrieben, Praktika und vieles mehr. Wer teilnimmt, erhält vielfältige Informationen, Anregungen und Chancen, sein künftiges Leben in Deutschland zu gestalten, ein wichtiges Integrationsprojekt.

Um Zukunftsperspektiven geht es auch in unserem Projekt neustart, das Langzeitarbeitslose bei der Integration in den Arbeitsmarkt unterstützt. In Dortmund und Essen werden unsere „Neustarter“ von Mentoring-Teams begleitet, die sie bei der Qualifizierung für den neuen Job unterstützen, ein offenes Ohr für ihre Sorgen haben und ihnen Mut machen, wenn Probleme auftauchen.

Wenn etwas schiefgeht, wenn die Probleme wachsen, kein Licht am Ende des Tunnels erscheint, brauchen wir Hoffnung, um nicht zu resignieren. Dann lassen sich Kräfte mobilisieren, Hürden überwinden und Hindernisse aus dem Weg räumen.

Hoffnung schenken!

Perspektiven schaffen und die Zuversicht, etwas ändern zu können, die Hoffnung auf eine Chance in der Zukunft – dazu wollen wir mit unseren Projekten beitragen. Und ich denke: Wir alle können anderen Hoffnung schenken, indem wir uns Zeit für unsere Mitmenschen nehmen, zuhören, wenn sie auf das „Wie geht´s?“ antworten und wenn wir versuchen, gemeinsam zuversichtlich nach vorne zu schauen.

Im Namen des Vorstandes und unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter danke ich all denen, die dazu beitragen, dass wir vielen, die es nicht leicht haben, bei der Suche nach Perspektiven und einer positiven Zukunft weiterhelfen können.

Gemeinsam sind wir stark! Das gilt auch für unsere Gesellschaft. Eine Option für den Weg aus der Krise: Zusammenhalt und Kooperation. Wenn sich Akteure der Zivilgesellschaft zu Aktionsbündnissen zusammenschließen, um gemeinsam vereinbarte Ziele zu erreichen, lässt sich oft mehr bewegen als in einzelnen Projekt-Initiativen. Ich lade alle, die sich für unsere Arbeit interessieren, herzlich ein, mit uns ins Gespräch zu kommen. Wir freuen uns auf den Austausch – eine schöne Perspektive für 2023!

Mit den besten Wünschen für ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Start in das neue Jahr!

Ihr

Gunter Thielen