Was Jugendliche in der Pandemie wirklich bewegt

06.04.2021 Zwischenruf von Prof. Dr. Gunter Thielen

Wie erleben junge Menschen den Corona-Alltag? Monatelang war diese Frage kein zentrales Thema in den Medien. Forscherteams der Universitäten Hildesheim und Frankfurt haben das Leben junger Erwachsener in der Corona-Epidemie untersucht und sie gefragt, wie es um ihr Wohlbefinden steht, welche Sorgen und Ängste sie umtreiben. Von der Bertelsmann Stiftung wurden die Befragungsergebnisse der Studien „JuCo I und II“ vertiefend ausgewertet und jetzt veröffentlicht.

Die Zahlen zeigen: Wie die Erwachsenen leiden die jungen Menschen unter psychischen Problemen, Vereinsamung und Zukunftsängsten. Aber anders als die ältere Generation fühlen sich die Jugendlichen „lost“ – verloren in der Corona-Warteschleife: übergangen, nicht gehört und nicht beteiligt.  

„Fragt uns!“

Was Jugendliche in der Pandemie wirklich bewegt, haben elf Jugend-Expert*innen der Bertelsmann Stiftung herausgefunden und in einer Broschüre veröffentlicht: „Fragt uns 2.0“. Darin kommentieren sie die Ergebnisse der beiden Befragungen „Jugend und Corona“ und beschreiben in eigenen Worten, was die Corona-Krise für junge Erwachsene bedeutet. Lesenswert!

Es liegt auf der Hand, dass der digitale Austausch das echte Leben nicht ersetzen kann, insbesondere wenn es darum geht, Pläne für die berufliche Zukunft zu schmieden. Dabei war für manche jungen Menschen auch schon vor Corona der Übergang von der Schule in die Ausbildung und den Beruf eine große Herausforderung.

Hilfe in Umbruch-Situationen

Mit Betreuung, Mentoring, Praxiserfahrungen helfen wir zum Beispiel in den Projekten angekommen in deiner Stadt, hochform, was geht! und durchstarten den Jugendlichen, diese Umbruch-Situationen zu bewältigen. Entscheidend sind immer wieder – so unsere Erfahrungen –  die persönlichen Ansprechpartner, die die Jugendlichen dabei unterstützen, eigene Fähigkeiten und Stärken zu erkennen, um realistische Pläne  für die Zukunft zu entwickeln. So wachsen die Chancen auf soziale Teilhabe.

Es wird Zeit

Solidarität mit den alten Menschen wird von der Jugend verlangt. Aber würdigt unsere Gesellschaft das mehrheitlich solidarische Verhalten der jungen Generation? Die Studie „Fragt uns 2.0“ verdeutlicht, dass die Corona-Pandemie junge Menschen besonders hart trifft. Wie sollen sie Perspektiven für ihre Zukunft entwickeln? Wie soziale Erfahrungen sammeln, wenn sich ihr Leben zunehmend auf den digitalen Austausch reduziert? In die Politik setzen die jungen Menschen nur wenig Hoffnung, dass ihre Sorgen Gehör finden – auch das zeigt die aktuelle Studie.

Es wird Zeit, dass die Probleme der Jugendlichen ernst genommen werden, dass sie mehr Teilhabe-Möglichkeiten erhalten und dass der Wunsch nach Mitsprache ernst genommen wird – sowohl in Schulen und Betrieben als auch in den Medien und in der Politik.

Ihr

Gunter Thielen